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Rund ist die Welt, drum Brüder lasst uns reisen ... doch was folgt nach der Tippelei?
Diese Frage hat sich bestimmt jeder von uns zum Ende seiner Tippelei gestellt.
Meine Antwort war eine zweite Lehre. Das Handwerk des »Metallbauers Fachrichtung Metallgestaltung« (früher Kunstschmied) wollte ich erlernen. Schon in der Tischlerausbildung fand ich die Kombination aus Stahl und Holz sehr interessant. Auf Tippelei hat sich der Gedanke zum Ende gefestigt und wieder am Niederrhein angekommen, wurde die Idee weitergesponnen, bis Taten folgten.
Mein Anspruch war es, einen Betrieb zu finden, der das Handwerk des Schmiedens noch ausübt und es sich nicht bloß an die Werkstatttür schreibt. Der Ort, an dem besagte Werkstatt stehen sollte, war mir egal. So stellte ich mir etwas blauäugig eine Liste von Schmieden in Deutschland zusammen. Allein die Fotos auf den Internetseiten und spezielle Referenzobjekte dienten mir als Ausschlusskriterium. Bepackt mit dieser Liste und einem Stapel Bewerbungs-unterlagen, bin ich in »Kuhkopp« erneut durch die Republik getrampt und klapperte alle Adressen ab. Telefonisch meldete ich mich vorher nie an, denn ich wollte den ersten Eindruck lieber »persönlich« beim Krauter hinterlassen. Dieses Engagement zahlte sich aus, und nach mehreren Praktika in einigen dieser Betriebe wurde meine neue Wahlheimat die Kleinstadt Burgstädt bei Chemnitz. Dort begann ich im September 2016 meine Lehre in einem Vier-Mann-Betrieb. Welch einen Glücksgriff ich mit diesem Betrieb hatte, stellte sich natürlich erst richtig heraus, als man selber etwas mehr in die Materie »Metall« eintauchen konnte. Die Restaurierung oder Rekonstruktion von verschiedenen Objekten nahmen einen großen Teil meiner Arbeit ein. So kam ich auch neben dem Schmieden in den Genuss, viele Erfahrungen bei Kupfer- und Stahltreibarbeiten machen zu können sowie der Arbeit mit Gusseisen.
Ende Juli 2017 reiste ich zur Budeneinweihung nach Siegen. Während dieser Feierlichkeit kam Kamerad Florian Stöcker auf mich zu und fragte an, ob ich mir vorstellen könnte, ein Budenschild aus Stahl zu fertigen. Die Frage traf bei mir auf offene Ohren. Was als Spinnerei begann, wurde immer konkreter. Die Lehre nahm ihren Lauf und ich musste mir Gedanken über mein Gesellenstück machen. Da ich etwas fertigen wollte, das auch einen direkten Nutzen hätte, kam mir Stöckers Idee und mein Schnack wieder in den Sinn. Die ersten Entwürfe kamen aufs Papier und es herrschte eine gute Kommunikation zwischen der Bude Siegen und mir. Schließlich stellte ich zum Gesellentreffen 2019 in Siegen eine Entwurfsskizze vor.
Der Blickfang des Auslegers liegt auf dem in Kupferblech getriebenen Budenschild. Die Mitte des Schildes wird von zwei sich entgegen gerichteten Dreiecken gebildet. Diese sind nicht nur auf dem Siegel der Bude Siegen zu finden, sondern bilden auch stilistisch gesehen einmal die Ehrbarkeit (Dreieck nach oben als Winkelmaß) und ein V (Dreieck nach unten als Symbol für Zirkel). Dieses Doppelsymbol wird von dem Budennamen »FREIE VOGTLÄNDER SIEGEN« offen umfasst. Das Budenschild ist rund und spiegelt die Erde wider. Der Rundstab, der das Schild mit dem Ausleger verbindet, ist wie die Erdachse um 23,5° geneigt. Die vier Arme, die sich um die »Erde« (Budenschild) bewegen, stehen auf der einen Seite für die drei Jahre und auf der anderen Seite für den einen Tag der Tippelei. Um dort eine optische Trennung zu erhalten, sind die Enden anders gestaltet. Dazu bricht der Arm des »einen Tages« noch durch den einzigen ersichtlichen rechten Winkel des Auslegers durch, um das Gehen anderer Wege und das Durchbrechen von klaren Formen und Strukturen mit in das Stück einfließen zu lassen.
Aber so eine Arbeit funktioniert nicht durch die Symbolik. Diese ist oftmals nur dem Handwerker selber bekannt. So ein Stück darf auch die Leidenschaft zu seinem Beruf wider-spiegeln. Ich habe versucht, mein ganzes Können und Wissen in dieses Budenschild einfließen zu lassen und dabei einen optisch ansprechenden Rahmen zu gestalten. Zum Beispiel dürfen die Verbindungen auch in Zeiten von Schweißnähten und Sechskantschrauben sichtbar sein und gut aussehen. Sie schmücken ein Stück und machen durch ihren Nutzen kitschigen Zierrat überflüssig. Doch ein Strich ist auf dem Papier leicht gezogen und bis die richtigen Querschnitte gefunden waren und sich das Material auch dahin verformte, wo es hinsollte, musste ich im Vorfeld viele Versuche machen, Lehren anfertigen und passende Werkzeuge schmieden. Der Arbeitseinsatz hat sich gelohnt und wurde auch von den Prüfern so bewertet.
Leider konnte das Budenschild aufgrund von Bürokratiehürden sowie Corona bis jetzt nicht an seinen vorgesehenen Platz montiert werden. Doch auch dies wird noch gelingen.
e. FVD Jakob Ophüls
Dieser Beitrag ist von e. FVD Jakob Ophüls und kommt aus dem BULLETIN Ausgabe 80.
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