Ich bin neu hier
Die Anmeldung dauert nur wenige Augenblicke.
Im Berliner Stadtteil Wedding findet man in einer Seitenstraße Sascha Ahlwarths Werkstatt mit einer kleinen Verkaufsfläche. Ein Schild mit dem Schriftzug "Dead Skin Art Berlin" hängt über der Eingangstür. Betritt man den Raum, wird Hertha, der treue Vierbeiner, hellhörig und bellt zur Begrüßung. Der Laden ist gefüllt mit schweren Nähmaschinen, aufgerolltem Leder, Werkzeugen und fertig verzierten Lederwaren. Sascha sitzt an seinem Arbeitsplatz, gebeugt über ein Stück Leder und schlägt mit einem Hammer auf einen Prägestempel. So bringt er aufwendige Muster auf Lederstücke.
Selbst beigebracht und perfektioniert
Sascha ist seit etwa zehn Jahren Punzer und verkauft seit 2016 in seinem Geschäft Auftragsarbeiten und eigene Kreationen.
Seine Warenpalette reicht von Geldbörsen über Trageriemen und Gürtel bis hin zu Ratschen- und Hammerhalter. Alles, was aus Leder herstellbar ist,
kann auch punziert werden.
"Der sichere Umgang mit Holz, Leder und Metall ist in meinem Beruf wichtig", so Sascha.
Er hat sich das Punzieren selbst beigebracht. Auf Mittelaltermärkten wurden seine ersten punzierten Armbänder verkauft. In nur drei Tagen fertigte er
100 Einzelstücke an und wusste danach: "Damit möchte ich weitermachen." Seine abgeschlossenen Ausbildungen zum Gerüstbauer, Maler und Lackierer, Pferdewirt und
Bereiter sowie Mediendesigner helfen stets dabei, die Bedürfnisse von Handwerkern mit kreativen Leder-Arbeiten zu verbinden.
Dass Sascha vielseitig talentiert ist, zeigt sich auch, wenn er ganz nebenbei von seinen Hobbies berichtet.
Er hat gelernt, wie man japanische Schriftzeichen malt. Diese Leidenschaft, mit über 50.000 verschiedenen Zeichen, teilt er regelmäßig in
kreativen Stunden im Kindergarten. Nicht nur die Jüngsten können von Sascha lernen. Auch Archäologen kommen zu ihm, um in seiner Werkstatt mehr über
Materialien und Farbmischungen aus früheren Zeiten zu lernen.
Vom blanken Leder zum aufwendigen Hammerhalter
"Wichtig ist, dass das Leder durchgeweicht und vorgewässert ist, sonst komme ich mit der Klinge nicht ins Leder." Das erreicht man, indem man das Leder in etwa 50 Grad warmes Wasser legt.
Lederconditioner sorgt dafür, dass die fettige Oberfläche bricht und das Material besser bearbeitet werden kann. Mit einer Transferfolie wird das Motiv auf das Lederstück übertragen.
Anschließend ritzt Sascha die Linien nach und beginnt mit dem Punzieren. Dafür nutzt er verschiedene Prägestempel und Hammer, um unterschiedliche Muster zu erhalten. Wenn Sascha zufrieden ist, muss das Leder trocknen.
Dann kann er mit dem Auftragen der Farben beginnen. Das Z pinselt er gold, den Rest klassisch schwarz. Für einen eleganten Übergang besprüht er die Fläche mit einer Airbrush-Maschine. "So schimmert das Zunft.de-Logo auf dem Hammerhalter edel."
Das aufgetragene Teak-Finishing setzt sich in die Vertiefungen und holt die Struktur des Leders besonders schön heraus. Abschließend trägt Sascha einen harten Speziallack auf, der vor Abnutzungen des Werkzeughalters schützen soll.
"Welche Farbe sollen die Nieten bekommen? Kupfer passt gut dazu." Dafür werden Löcher gestanzt, die Nieten eingesetzt. Jetzt müssen nur noch die Kanten begradigt, gebrochen und poliert werden. Zum Schluss wird das gesamte Werkstück
gefettet und liegt glänzend, wie eine Speckschwarte, edel verarbeitet auf dem Tisch.
Erst, wenn das Werkstück perfekt ist, ist Sascha zufrieden mit seiner Arbeit.

Mit Schwierigkeiten konfrontiert
Die größten Anstrengungen bereiten Ahlwarth lange gerade und parallel verlaufende Linien. "Dabei muss man aufpassen, nicht vom Kurs abzukommen. Dann wird alles schief und ist versaut."
Viele Werkzeuge und Hilfsmittel hat er sich von einem Werkzeugmacher herstellen lassen oder selbst improvisiert. Ein Schwämmchen an einer Briefklammer eignet sich bestens, um die Kanten des Hammerhalters zu färben.
Bei der Auswahl seiner Materialien, überlässt Ahlwarth aber nichts der Improvisation.
Beim gelieferten Leder darf kein Fehler in der Struktur sein, die besten Farben lässt er sich aus Japan liefern,
ebenso die Fäden, die er zum Leder-Nähen benötigt.
Arbeiten von Sascha
Mit seinem Handwerk ist er einer der letzten in Deutschland. Auch bei Zulieferern wird es knapp. Gute Werkzeugmacher oder Gerber sind selten geworden. Als Punzer muss man also nicht nur während der Punzierarbeit kreativ sein, sondern schon bei der Werkzeug- und Materialwahl und -beschaffung.
Mehr Infos über Sacha Ahlwarth findest du auf seiner Seite: