Handwerkerhof mitten in Hamburg
Flucht nach vorn statt Verdrängung!
Die Mieten in der Großstadt steigen und traditionsreiche Handwerksbetriebe müssen weichen, um Platz für Wohnraum zu schaffen. Handwerker haben es in deutschen Metropolen nicht leicht. Um nicht an den Hamburger Stadtrand gedrängt zu werden, schlossen sich deshalb Anfang 2016 Handwerker, Kreative und Gewerbetreibende zusammen und gründeten eine Genossenschaft.
Die Kolbenwerk eG ermöglicht den 26 Männern und Frauen aus verschiedenen Gewerken eine ehemalige Produktionshalle in Hamburg zu kaufen, um dort eigene Werkstätten und Räumlichkeiten unterzubringen. Auf 8.000 qm wird mitten im Bezirk Altona den ca. 100 Mitarbeitern eine Zukunft geboten mit dem Ziel, die lokale Ökonomie in der Großstadt aufrecht zu erhalten.
Die Kolbenwerk eG ermöglicht den 26 Männern und Frauen aus verschiedenen Gewerken eine ehemalige Produktionshalle in Hamburg zu kaufen, um dort eigene Werkstätten und Räumlichkeiten unterzubringen. Auf 8.000 qm wird mitten im Bezirk Altona den ca. 100 Mitarbeitern eine Zukunft geboten mit dem Ziel, die lokale Ökonomie in der Großstadt aufrecht zu erhalten.
Herausforderungen für die Handwerker
Von der Besichtigung des Gebäudes bis zum Einzug verstrichen anderthalb Jahre. In dieser Zeit entstanden in der Halle verschiedene Raum-Einheiten mit Spezialausstattungen. Denn wenn der Schmied den Schmiedehammer schwingt, darf das die CNC-Fräse in der angrenzenden Tischlerei nicht bemerken.
Tobias Trapp, Inhaber einer Motorrad Selbsthilfe und Vorstand der Genossenschaft, ist der Motor des Projekts. Er brachte die einzelnen Selbstständigen zusammen und holte die Handwerkskammer als Unterstützer mit in das Projekt. Der Handwerkerhof bedeutet für den Kunstschmied Johannes Rienhoff vor allem "eine Mischung aus Freude für das Projekt und inneren leichten Stress". Denn den Werkstatt-Umzug und das laufende Geschäft zusammen zu organisieren, stellt alle Teilhaber vor große Herausforderungen.
Tobias Trapp, Inhaber einer Motorrad Selbsthilfe und Vorstand der Genossenschaft, ist der Motor des Projekts. Er brachte die einzelnen Selbstständigen zusammen und holte die Handwerkskammer als Unterstützer mit in das Projekt. Der Handwerkerhof bedeutet für den Kunstschmied Johannes Rienhoff vor allem "eine Mischung aus Freude für das Projekt und inneren leichten Stress". Denn den Werkstatt-Umzug und das laufende Geschäft zusammen zu organisieren, stellt alle Teilhaber vor große Herausforderungen.
Wie es sich seit dem Einzug im Frühjahr 2019 im Kolbenwerk arbeitet, berichtet uns Tobias Trapp, Vorstand der Kolbenwerk eG.
Tobias, wie war der Start im Handwerkerhof?
Da das Umzugsdatum erst sehr kurzfristig festgelegt werden konnte, waren die Umzüge allesamt sehr turbulent. Nach dem nutzerneutralen Ausbau der gesamten Halle, folgte der nutzerspezifische Ausbau der einzelnen Räume. Der musste von jedem Genossen selbst getätigt werden, wie das Einrichten einer Lackierkabine in der Werkstatt. Anfang März bin ich dann als Erster mit meiner Motorrad Selbsthilfe eingezogen. Viel Zeit konnte ich mir für den Umzug nicht lassen, die Motorrad-Saison stand kurz bevor. Für eine Woche war die Werkstatt komplett geschlossen und mit acht Mann haben wir in der Zeit alles eingerichtet und für die Eröffnung vorbereitet.
Mit welchen Schwierigkeiten musstet ihr am Anfang kämpfen?
Es gab die allgemeinen Probleme, die bei fast jedem Neu- oder Umbau auftauchen. Die Fertigstellung der gepflasterten Zufahrtsstraße verzögerte sich und zu Beginn war der Strom für eine Weile weg. Das war aber nichts Gravierendes. Und nur bei einem meiner Kunden gab es zu Beginn Schwierigkeiten, mich zu finden. Der stand ganz erstaunt vor dem Standort meiner alten Werkstatt. Die befand sich vor dem Umzug auf dem selben Gelände, ist aber nun abgerissen. Der Kunde war verwirrt und ist wieder weggefahren. Ansonsten wird die neue Halle von allen sehr gut angenommen und nun auch von jedem gefunden.
Wie läuft die Zusammenarbeit der einzelnen Genossen?
Wir haben es geschafft eine Wohlfühlatmosphäre für die Genossen zu schaffen. Die Pausen kann man im Nordtreppenhaus verbringen, dort gibt es eine Bar mit Kühlschrank. Bei gutem Wetter sitzen einige im Außenbereich auf der Treppe und treffen sich zum gemeinsamen Mittagessen. Man spürt die gegenseitige Unterstützung der Genossen und das ist großartig.
Welche Vor- und Nachteile haben sich durch den Zusammenschluss ergeben?
Es gibt in jedem Fall sehr viel mehr Positives durch die Gründung der Kolbenwerk eG. Die verschiedenen Gewerke unterstützen sich und so sind die Synergieeffekte bei der täglichen Arbeit groß. Die Messebauer beispielsweise bestellen Metallrahmen beim Schmied, Designer entwerfen neue Schriftzüge für uns und der Getränkelieferant versorgt das Kolbenwerk mit Getränken. Außerdem bemerken wir eine Umsatzsteigerung, da Betriebsabläufe optimiert werden konnten und auch mehr Kundschaft angezogen wird. Negativ sind erstmal die höheren Ausgaben für die Räumlichkeiten. Im Schnitt zahlen die Genossen 3 bis 4 Euro mehr als vorher. Aber das war jedem bewusst und ist somit keine unkalkulierbare Überraschung. Außerdem ist das Ziel klar: in 20 Jahren ist das Gebäude abbezahlt und gehört uns. Mit dem Wissen zahlt man doch lieber das Geld als Mietausgaben zu haben.
Wie integriert sich das Kolbenwerk in das Viertel?
Seit der Gründung des Kolbenhof e.V. im Jahr 2012, verbreiten wir unsere Botschaft zum Erhalt von Kleingewerbe und Handwerksbetrieben im Stadtteil. Durch Flohmärkte und Feste standen wir stets im Kontakt zu den Anwohnern und Nachbarn. Altona unterstützt die Lebendigkeit, die durch die traditionellen Gewerke im Viertel entsteht. Schüler können bei uns Praktika machen, Mitarbeiter haben kurze Wege zur Arbeit. Der Bezirk und die Bevölkerung stehen hinter unserem Projekt und sind eher skeptisch, wenn die Gewerke verdrängt werden. In den nächsten Jahren, bis etwa 2024, wird es noch viele Baustellen geben. Weiterer Wohnraum wird geschaffen. So soll ein neues Viertel entstehen, das Handwerk und Wohnen weiter vereint.
Mehr Infos über die Kolbenwerk eG findest du auf ihrer Seite www.kolbenwerk.org