Danach war die Lust aufs Reisen wieder geweckt, so machten wir uns auf in Richtung Norden, um noch mehr von Feuerland und Patagonien zu sehen. Das Trampen gestaltete sich allerdings äußerst zäh, denn anscheinend war den argentinischen Autofahrern die Kluft nicht so wirklich geheuer. Das andere Problem sollten dann die Wetterkapriolen und die kaum vorhandenen Unterstandsmöglichkeiten bei Regen oder prallem Sonnenschein sein. Aber irgendwie kamen wir vorwärts, ein Pärchen im roten T2-Bus brachte uns nach 2 Tagen des Wartens langsam, aber unaufhörlich in Richtung Norden. Uns stand nämlich noch ein weiteres Abenteuer bevor.
Nachdem wir mit Ushuaia die südlichste Stadt der Welt bereist hatten, war unser nächstes Ziel, den südlichsten Punkt des Festlandes zu bewandern. Dieser liegt an der Magellanstrasse und wurde in den achtziger Jahren sogar vom damaligen Papst Johannes Paul besucht. Allerdings mit dem Hubschrauber, und bald sollte uns klar werden: Das wäre um einiges einfacher gewesen, als auf Schusters Rappen dieses abgelegene Stück Erde aufzusuchen. Uns erwartete nämlich nicht, wie im Wanderführer angegeben, eine relativ anspruchslose 5-Tageswanderung mit der Querung von drei kleinen Bächen, sondern eine echte Herausforderung.
Felsige Strandabschnitte mit Klettereinheiten über Steine und umgestürzte Bäume, Hochmoore, Passagen mit Ab- und Aufseilen und Schwimmen mit Gepäck im eiskalten Wasser, alles war geboten. Das alles unter dem Druck, dass der nach den Angaben im Buch gekaufte Proviant vielleicht doch nicht mehr reichen könnte, wwir zu lange brauchten. Ach ja, und der südlichste Punkt ist im Übrigen auf einem Berg. Der auch sumpfig ist. Ganz toll. Da brachte selbst die atemberaubend schöne Landschaft nur in den wenigsten Fällen erfreuliche Ablenkung. Doch wir meisterten die uns selbst aufgebürdete Last und nach der Rückkehr in die Zivilisation aßen wir das wohl beste Steak auf der ganzen weiten Welt.
Jetzt, nach einigem zeitlichen Abstand kann ich aber sagen: Es war eine unvergessliche Wanderung im Nichts, und wir beide waren wohl die ersten Wandergesellen, die sich bis zu diesem Ort vorgewagt haben. Außerdem konnten wir Delfine, Wale, Seelöwen, Robben und Adler in freier Natur bewundern, das entschädigt dann doch für einiges.